Montag, 19. Juni 1893

19/6 Mz. auf der Stiege.― Mit einer Rose.― Bei mir.― Sie geht nach Weimar, in ein paar Tagen.― Aussichtlos sag ich ihr. „Worte und Thränen wirken nicht.“„Bild dir nicht ein, daß das Liebe ist. Es ist eine Monomanie ― grad weil du mich nicht haben kannst.―“ Du klebst ja noch von P. und R.― Du ekelst mich an.― Du hast auch in Wirklichkeit kein Herz.― Wie hab ich s. Z. im Wald in Würnitz geweint ― wegen deiner Vergangenheit ― und nun ― schmeißt du dich so weg!―

Sie ― „Ich habe jetzt einen Spatzen aufgezogen; gestern hab ich ihn wegfliegen lassen ― kommt er wieder, so kommst du auch wieder.―

Und heute um 12 ist er wieder in mein Zimmer geflogen.― Ich will mich erschießen, aber man gibt mir in der Waffenhandlung keinen Revolver.―“

Ich: „Das könnte mir imponiren, wenn du gleich nach P.’s Abreise aus W. dich erschossen hättest ― da wär es Reue gewesen; jetzt ist’s einfach Aerger, daß du mich nicht mehr kriegen kannst.―“

Sie: „Ich werde dir beweisen, daß ich treu bin, daß mein ganzes Leben nur Arbeit und Reue sein wird.“―

Ich: Bemüh dich nicht ― es wird dir in ein paar Monaten bei deinem nächsten Liebhaber peinlich sein, wenn du merkst, daß du mich wieder angelogen hast. Und außerdem würd ich’s dir nicht glauben ― du hast mir das alles schon gesagt.―

Sie. „Ja ― aber da hab ich dich noch gehabt! Da hab ich nicht gewußt, was es heißt dich nicht haben.―“ U. s. w.―

Sie: „Ich würde ― wenn du plötzlich so verrückt wärst ― gar nicht mehr gestatten, daß du mich berührst.―“

― Wie ich weggehe, an der Ecke steht sie, mir nachsehend.―

Abend bei Specht’s.―