Sonntag, 16. April 1893

16/4 Sonntag.― In der früh Gusti bei mir; Abds. nachtmahlte ich mit ihr im Kfh. des Beserlparks.― Mz. war unterdess im Lehrerinnenheim. Sie hat geäußert: Ich muss die Hoffnung aufgeben, daß er mir je verzeihen kann. Ich glaube, er will mich nicht mehr sehn, und ich werde mich fügen müssen.― Ich leide sehr; das image physique quält mich in jeder Weise.― Eigentlich sonderbar, daß mir die Erinnerung an meine Winterabenteuer gar nicht hilft.― Heute sagte Gusti im Lauf der Conversation: „Ob Sie sich nicht wohler fühlen würden, wenn Sie sich „beschmutzten“―“― Sie selbst hat seit 2 Jahren ein Verhältnis.―

Vorm. las ich ihr Stellen aus dem Märchen vor. Die Stelle, in der ich mir jetzt einbilden kann, mein Schicksal vorausgeahnt zu haben und dann die Scene zwischen Fedor und Witte im 2. Akt.― Sie sagte auch: Ich begreife Ihren phys. Ekel;― ich selbst habe ihn, wenn ich bedenk, daß meine Schwester in den Armen dieses Schuftes gelegen ist.― Ich erzählt ihr unser ganzes vorgestriges Gespräch.― Ueber Mz.s Antrag sagte sie: Das ist entweder Generosität ― oder Leichtsinn.―

Aus dem Gespräch vom 14.: ― „Was hast du mir eigentlich für einen Brief geschrieben, an dem Tag, nachdem du mich betrogen?“― „Sicher den süßesten, den du je bekamst ― denn ich habe dich nie heißer geliebt!―“ Es ist ein wunderbarer Parallelismus: denn auch ich schrieb ihr die echtesten und glühendsten Briefe,― bevor ich zur kleinen Comtesse oder zu Fifi wanderte!―