Dienstag, 11. April 1893

11/4 Theilweise schlechter, indem neuer Verdacht wegen P. in mir aufstieg; im ganzen aber besser.― Es liegt in keinem Fall für meine tiefste Empfindung ein Grund vor, mir die Vergangenheit verderben zu lassen: denn sie hat mich jedenfalls sosehr geliebt als sie lieben kann und ich bin ihr jedenfalls früher untreu geworden als sie mir, was auch eine Art Trost ist; denn ich weiss, wie wenig die Liebe darunter leidet. Immerhin hab ich ein Recht zu dem Axiom: Man soll jedenfalls seine Geliebte betrügen, ― damit man sich später keinen Vorwurf zu machen hat.

― Interessant ist mir jetzt die Stelle im Märchen, wo Fedor zu Fanny, die ihm ewige Treue ― sogar übers Engagement hinaus schwört; sagt: Ich nehme deinen Treueschwur nicht an, weil Weiber wie du die Treue nicht halten können; es ist nur die Frage, wer der nächste sein wird ― ein Komödiant oder eine Durchlaucht! Parallelismen, die im Licht bedeutsamer Ereignisse hervorwachsen, aus der Umgebung; z. B. die Geschichte von Grethe (s. o.) und nun eine, die mir Salten erzählte. Ein Bekannter, Schauspieler in ― St. Pölten (sogar das St. stimmt!!) hatte ein Verhältnis mit einer Schauspielerin, die in der Mitte der Saison kommt (wie Mz. nach G.), mit einem Wiener correspondirt,― und geht nun (er) verzweifelt hier herum.

― Bei Singers.