Mittwoch, 8. März 1893

8/3 Vorm. Volosca.― Nm. mit Rosenthal’s und Sophie nach Lovrana;― zu Fuss zurück.― Sie: „Ich möcht am liebsten mit Ihnen durchgehn.“― Ich: „Ich weiss nicht was ich für Sie empfinde.― Aber ich habe mich schon zuweilen getäuscht, und habe geglaubt ewig zu lieben ― und es verschwand.“― Sie: „Aber glauben Sie nicht, daß ich Sie besser verstünde als alle andern?―“ Dann „Ich zittre ja davor, dass einer von uns „das Wort“ ausspräche“ ― Ich: „Ich habe eine schmerzliche Zärtlichkeit für Sie!“ ― Sie: Oh hätt ich Sie nur um 1 Jahr früher kennengelernt!―

Ich selbst weiss nur, daß mir diese weibliche Sympathie riesig wohlthut, daß ich mich eingehüllt fühle, daß ich ihren Kopf zwischen die Hände nehmen und abküssen möchte ― und daß ich jetzt viel lieber in ihrem Zimmer als in dem meinen wäre.― Also wieder eine Untreue?― Die Briefe Mz.’s kommen regelmäßig, sehr schön ― aber ich habe wenig Sehnsucht nach ihnen; im Gegensatz zu den Liebschaften dieses Winters.― Mag wohl auch an diesem göttlichen Frieden liegen, der mich hier umgibt, Mangel aller Berufswiderlichkeiten und aller Dinge, die mich in Wien nervös machen.―

Auch Mary R. reizendes Wesen, echte Künstlernatur; und was mir wohlthut, ich bin ihr sehr sympathisch.