Mittwoch, 30. September 1891

30. 9. Mz. Nachm. bei mir. Nach einem Streit einer der süßesten Liebesabende. (3.) Dann nur durch eine leicht ordinäre Bewegung, die mich eine Stunde früher kaum berührt hätte, Umschlag. Ich war von einem nervösen Widerwillen gegen sie erfüllt, so daß ihre halb affectirten halb süßen Kindlichkeiten mich heftig empörten und mich in eine stille Wuth versetzten. Für ihr gedankenloses Plappern im Bett, das mir zu Zeiten so lieb und herzig klingt, hätt ich mich rächen wollen. Ein leichtes Wort in einem solchen Augenblick der Verstimmung erschien wie brutale, unverbesserliche, trostlose Verständnislosigkeit.

― Ich habe kaum mehr das Bedürfnis, mich aus der Verstimmung des besondern ins breite und allgemeine zu retten; ich bleibe im besondern und versuche es aufzulösen ― analysire.―

― Du begreifst meine Gefühle nicht ― z. B. wie wir damals F. begegneten.―

„Ich kann nicht; denn mir ist es eben wie eine Mauer ―“

So müßtest du wenigstens den Schmerz, den ich empfinde, mitempfinden, wenn du schon nicht die Fähigkeit hast, deinen eignen zu haben. Freilich thust du manchmal so. Man weiß den nicht gern einsam, den man liebt.―

„Notir dir das.“ ―

(Rohheit, aber sie fühlte heraus, was daran Pose war: nemlich meine Befriedigung darüber, so klar analysiren zu können.)

22 307.

Oktober

1891-09-30