Samstag, 6. Juni 1891

6. 6. In Brunn mit Mz. und ihrem Bruder zusammengetroffen. Ich verpatzte den Abend. War verstimmt, in erster Linie, weil ihr Bruder mir das freie Reden unmöglich macht. War nervös, verstimmt, sekkirte sie: man sähe ihr auf 20 Schritt die Schauspielerin an etc. Erzählte, daß ich Th. Fr. auf dem Bahnhof gesehen (in Wahrheit hatte ich seinen Bruder gesehen) nur um sie zu quälen; glaubte aber schließlich selbst daran. Stummes Souper. Sie lehnte sich endlich auf; ich schimpfe sie grundlos zusammen, erniedrige sie immer; ich werfe ihr vor, sie werde diese Qualen nie verstehen. Sie: Ja, aber es ist ja nicht zu ändern und ich dürfe nicht vergessen, daß für sie das alles todt sei; sie komme her, das Herz nur voll von mir, dem Glücke, mich wiederzusehen ― und ich empfange sie so. Dann: ich müßte mir eben ein Mädchen suchen, dem ich nichts vorzuwerfen habe; das machte mich wüthend. Endlich schloss die Sache in der Dunkelheit des Bahnhofs unter Thränen und heftigen Zärtlichkeiten.