Donnerstag, 7. Mai 1891

7/5 Mz. Nachm. bei mir. Schreckliche Scene.― Im Bett. Mit ihrem kindischen Vorstadtantisemitismus begann’s. Ich wurde roh, nannte sie Vorstadtflitscherl, Vorstadtmensch etc. Eine Bemerkung über Fritz K., harmlos eigentlich (er jüdle). Lch riesig enervirt, pack sie an der Gurgel: wenn du noch ein Wort über meinen besten Freund zu reden wagst, so geb ich dir ein paar Ohrfeigen und werf dich die Treppen hinunter.― Sie todtenblass, stand auf, wollte sich ankleiden. Ich fühlte, daß ich zu weit gegangen, weinte vor Zorn und Scham, bat ihr das böse Wort ab. Sie weinte schrecklich, es war anfangs, als wär ein unheilbarer Riss durch unser Verhältnis gegangen. Es klärte sich alles wieder, schon im Zimmer, besser auf der Straße; wir waren nur beide starr, daß es zu solchen Scenen kommen konnte.

― Zänkereien in einem Verhältnis stammen, in letzter Linie, doch immer aus den Voraussetzungen, auf denen es aufgebaut ist.― (3).