Montag, 2. Juni 1890

2/6 90. Montag.

Frage an das Schicksal war in der Modernen Dichtung veröffentlicht, nachgedruckt (verstümmelt) Pester Tagblatt.―

O. plötzlich. Mit ihr zweimal hinaus. Das erste Mal allein. Sehr heiss ― Plötzlich eine andre ― „Wirst du mir dann aber treu sein etc.―“ Das nächste Mal immer Leute im Coupé ― „wir treffen uns, wo du willst ― kann ich dir mehr sagen?“ ― Wie hätte mich das gepackt! Ich gehe kaum darauf ein ― doch eigentlich nur, weil ich so wahnsinnig in Mz. verliebt bin.

Mirza täglich; treffen uns ein ― bis vier Mal.―

Lectionen, in die ich sie begleite, und von denen ich sie abhole. Abends nach dem Conservatorium sie bei mir. Häufig Abends mit ihr da oder dort soupirt. Wechsel unglaublichster Glücksparoxysmen mit Angstgefühlen, Bangigkeit und ― Eifersüchtelein. Gespenster.― Das Warten auf sie noch immer eine süßschmerzliche Aufregung. Beide nervös und ewig um einander zitternd.

Jean. mir alle Briefe zurückgeschickt, zufällig welche von einem andern darunter, allerdings aus der Zeit nach unserm Verhältnis, nicht Liebes- aber jedenfalls Rendezvousbriefe.― Glaube, dass sie mir in der letzten Zeit unsres Verhältnisses nicht mehr treu war. Ganz gleichgiltig!― Und wie das anfing ― Las meine Briefe wieder!― Unglaublich, eigentlich schauerlich!

Beginne weiter zu schreiben. Noch aber nicht ruhig genug ― das Warten allein schon (auf Mz.) bringt mich um ―

[Chronika Juni]

2. Mz. Nm. bei mir.

Abds. Landstr. Kfh., z. H. soup.― Kfh. Billard.

1890-06-02