Montag, 7. April 1890

7. 4. Ostermontag Nachmittag.―

Allein zu Hause. Ein schöner Tag, das Haus, in dem ich wohne, fast leer, die echte Frühlingsfeiertagsstimmung. Sie kam Vormittag zu mir ― ich hatte eine dumme, überflüssig aufgeregte Nacht hinter mir, sie kam, und es war alles wieder gut, und wir waren übermenschlich selig. Und dann gingen wir zusammen weg. Durch die Straßen, nachmittäglich, die Frühjahrssonne mild darüber, ein paar Leute, die verspätet in den Prater, aufs Land zogen. Wir fanden ein Gasthaus, aßen dort, die einzigen Gäste, waren noch berauscht von den vergangnen Stunden. Und dann wieder auf die Straße; so leer, die Dienerschaft vor den Häusern, kein Wagen, alles draußen. Ich führte sie in die Nähe ihres Hauses, und sitze nun da, an meinem Schreibtisch. Und jetzt, mitten in der Frühlingsherrlichkeit unsrer glühenden Liebe packt mich der verhängnisvolle Gedanke: Es wird ja doch einmal anders sein Warum? ― warum? ― darf ich mich nimmer rein meines Glückes freuen? Muss immer die verdammte Zukunft mich quälen, wenn mich die Vergangenheit einen Moment in Ruhe läßt. Könnt ich jetzt nicht selig sein? Werd ich nicht selbstlos und heiss geliebt, find ich in den Armen dieses Mädels nicht das beste und süßeste Glück? Und die Blumen, die sie mir gebracht, stehen in einem Glas auf dem Schreibtisch wo ich diese Zeilen schreibe, und duften. Und mein ganzer Körper duftet noch nach ihr ― Und heute seh ich sie wieder und morgen und noch oft, noch lang ― aber doch nicht immer?― Und ich werde wohl noch viele Tage mit ihr glücklich sein, aber einmal wird es der letzte Tag sein? ― So oder so!―

[April 1/5 Chronik]

Montag 7. Mz. Vorm. bei mir (5),

mit ihr beim Hirschen dinirt, Abds. mit ihr spazieren.