Donnerstag, 8. August 1889

Ischl, am 8. August 1889, Nachm. im Hotel Elisabeth.

Soweit ich heute die Ruhe habe, will ich die Sache chronologisch einzeichnen.

Am 17. 7. Rendezvous mit Mz. in Neulengbach.

Am 19. trafen wir uns Wald in Rekawinkel.― Es wurde heißer. Sie reißt sich los… Sie macht ihr Geständnis „Ich bin ein Mensch“. Ja, sie ist eine gefallene ― Dann beruhigt sie sich, ist süß und lieb ― wir liegen im Grase ― und beinahe! ―

zwei Tage drauf treffen wir uns wieder; sie schämt sich ― es ist alles vorbei ― Dann wieder: Ja ― wir werden glücklich sein! Ich verrückt.― Wie zu Fännchens Zeiten… Muss mich berauschen.

― Wie sie die Bücher vergraben hat ―

Das weite Land!―

Im Gras!

am 24. Rendezvous beim Muttergottesbild. Mz. süss und lieb ― Ich werde nur für dich ― nur in dir leben ― Seligkeit!

Dazwischen Rendezvous und Nächte mit Jeanette, die ganz traumhaft verschwinden.

am 25. nehm ich von Jean. Abschied, angeblich nur auf ein paar Tage, aber mit der bestimmten Absicht, sie zu verlassen. Es war ein trauriger Abend. Sie weinte; ich auch, auf der Stiege erst.

Am 26. schon in der Frühe nach Neulengbach. Sie gabelfrühstückt ― Sie ist eine ganz andre.― Sie ist süss, himmlisch, gibt sich hin. Speise allein in Christoffen. Nachm. neues Rendezvous. Sie beim Abschied ― ein Gewitter nahend treibt uns auseinander ― ist zärtlich.

― Ich bin wahnsinnig, verliebt zum Sterben.

Reise am 27. 7. nach Ischl, schreib an Jean. einen Abschiedsbrief,

― habe immerfort das Bedürfnis an Mz. zu schreiben ―

― Todestelegramm Onkel Karl. Am selben Tag Brief Jean.; sie bringt sich um, wenn ich beharre ― Fahre nach Wien. Jean. auf der Bahn, [Cause].

am 2/8 Rendezvous mit Jean. Vormittag ― sie ist blass, heiser, vernichtet. Ich mache Zugeständnisse ― Nachm. fahr ich nach Nlgb.― Mz. ― Engelhaft…

Ich will dein sein! ―

Herrlich! ― Im Gras!―

― Am Tag drauf nach Ischl ―

― Und jetzt eben bekomm ich einen Brief von ihr, von Mz., ― meine Briefe sind von ihrer Mutter gefunden ― „alles ist aus“ ― Ich weiss mich nicht aus vor Aufregung. Ich bin verliebt wie ein Narr, wie ein Kind ― Ich soll morgen eine Fußpartie beginnen ― bin in einer Stimmung, dass ich mir den Tod wünsche. Es ist unglaublich! Dieses Mädl hat mich verzaubert, wahnsinnig gemacht ― Ich hoffe ― die Sache, das Brief Malheur wird sich geben ― aber bis dahin! bis ich wieder einen Brief, bis ich Aufklärung habe!―

Ich bin der Verzweiflung nahe ― Mir ist, als sänke mit diesem süßen Mädl all mein Lebensglück hin! Ich habe nur mehr einen Gedanken! sie! eine Sehnsucht! sie wiederzusehn. Es ist toll! unglaublich!―

Und jetzt, ― diese Ungewißheit vielleicht Tage und Wochen lang! Und vielleicht wirklich aus!―

Dabei kam zugleich mit dem Brief Mizis ― einer von Jean., tief traurig!― In Wahrheit viel trauriger. Sie ist krank, ist unglücklich ― Und das, das Unglück dieses Mädls, mit der ich 2 Jahre gelebt, die ich angebetet habe! all das läßt mich ganz kalt im Verhältnis zu der Ungewißheit wegen Mizi!― Es ist unfaßbar!― Und das ist nicht alles! Andres ist noch da, mich vollends hin zu machen ― Mein Vater bei der Abreise sehr gekränkt über mich wegen nächtlichem Ausbleiben sagt: „Ich bin vernichtet“ ―

― Und da bin ich jetzt, weiß nicht, wie mich halten, um nicht zu zerspringen ― Und dabei fühl ich ganz gut ― eigentlich ― ist es nur das, oder die eine! Wie wohl, wie glücklich wäre ich in diesem Augenblick ― wenn einfach ein Brief von Mz. käme ― Alles wieder gut! an dem Tag sehen wir uns wieder!―

― Wieder einmal hab ich das Gefühl, daß ich noch nie, noch nie so elend war!

Zwischenspiel ― Flirting mit Adl. in Ischl beim Fenster.

[August Chronik.]

8. Unterach.― StroblIschl.―

Briefe von Mz. und Jean. ― Poker bei Szeps.

1889-08-08