13. April 1889. Nachmittag Samstag. Ein Tag zum Beispiel: Vorgestern Nachmittag Mizi bei mir. Nichts, weder Gewalt, noch Vernunftgründe, noch Zärtlichkeit! Sie läßt sich küssen, küsst zurück und deutet an, sagt mir geradeheraus, dass sie doch eigentlich in mich verliebt ist. Erkundigt sich immer nach meiner „Geliebten“ ― Wie um sich selbst daran zu erinnern, in den erregtesten Momenten.― Abend 6½ Uhr erwartete ich romantisch in einer Vorstadtgasse im Fiaker sitzend ― Adele ― Sie kommt „verschleiert“ ― wir fahren in den Prater. Hintre Alleen, Dämmerung, dann Mondschein. Wahnsinnige Zärtlichkeiten! Unermeßlich … Aber bis zum Ende? nein! … „Ehebrecherin will sie nicht werden ―“ Als wenn das! kein Ehebruch wäre! Sie würde mir mit ihrer Liebe sogar viel mehr imponiren und viel glaubwürdiger erscheinen, wenn sie sich frisch impulsiv hingeben würde statt die perversesten Liebkosungen zu fordern und zu geben ― im Rausche der Sinnlichkeit.
― Und dann hinaus zu ― ihr. Zur Geliebten. Sie liegt im Bett, erwartet mich, ist zärtlich, langweilig, enervirt mich. Ich möchte bald Mizi, bald Adele neben mir haben. Meinetwegen selbst eine Dirne ― nur etwas andres.
― Und liege bis zum grauenden Frühlingsmorgen und stehe auf; drüben der große Irrenhausgarten liegt im Frühlicht da ― Hinunter die vier Stöcke, nach Hause mitten unter dem Gemeng von Frühaufstehern, Arbeitern, Bedienerinnen, Bäckern, Köchinnen, Fleischselchern und Mägden. Umkleiden, auf die Poliklinik.
Der alte Trott.
Chronica.―