Samstag, 4. Februar 1888

4/2 Samstag Abend.―

― Jeanette.― Nur die und immer die. Närrisch verliebt. Wahnsinnige Eifersuchtsqualen ― nicht ohne sie existiren können. Derartige Lächerlichkeiten erleb ich. Seit fünf Monaten steck’ ich nun in dieser Liebschaft, die an Aufregung unendlich reich ist. Jedenfalls hab ich viel an ihr erzogen. Und doch wie viel quält mich noch an ihr. Losreißen unmöglich.― Alles andre hat nur nebensächlich Bedeutung. Gehe wenig in Gesellschaft, fühle mich nur bei ihr wohl! Eigentlich entsetzlich ― Stehe nicht so frei da als ich wollte. Und diese Eifersucht ― Wegen ihrer Vergangenheit ― So was muss man erlebt haben ― Wenn ich denke, dass ich im Frühjahr wegreisen muss, schnürt es mir Herz und Kehle zusammen.―

Die Abende mit ihr. (In den letzten Tagen durch eine physische Unliebsamkeit gestört.) Wonne und Qualen.― Alles mach ich reichlich durch. Meist soupiren wir zusammen in meiner Spitalsstube; vorher plauschen oder streiten wir; dann les, ich oder schreib ich, spiele Clavier. Es ist sonderbar. Und wenn ich daran denk, dass es enden muss, werd ich halb verrückt.―

Und Olga ― ? Ich weiss nicht ―

Jetzt erwarte ich Jeanette und bin in fieberhafter Ungeduld, dass sie nicht kommt. Ich kann es nicht fassen, dass wir uns einmal trennen müssen. Sie schwört mir natürlich Liebe und Treue übers Grab ― selbst über Berlin ― !

― Medizinisch. Abteilung Weinlechner.― Kein Interesse. Lese medizinisch nur, was ich muss. Schrecklich! Habe zuweilen Angst um mich.

Das nächtliche Kaffeehausspielen natürlich fast gänzlich aufgegeben. Auch meinen Verkehr.

Adolf abgereist. Ging ihm miserabel. Will bald nach London.

„Das Abenteuer seines Lebens“. Ein einaktiges Lustspiel, das ich geschrieben. Eirich hat es in Betrieb genommen. Contract. Am Ende werd, ich gar aufgeführt.

Manchmal literarisch mächtig angeregt, manchmal verzweifelt, z. B. jetzt ― wahrscheinlich weil Jeanette noch immer nicht kommt!

Die deutsche Wochenschrift hat wieder ein paar Sprüche in Versen von mir angenommen ―

Lothar (Dr. Rudolf Spitzer) wenig begabter Literat, liebenswürdiger Mensch. Sein Stück Tantaliden in Baden aufgeführt mit Erfolg.― 1888: II 4 - II 1 - II 26 227 Recht schwach.

Meine Walzer.

Minni B., ein reizendes 16jähriges Mädel.

Rosa Sternlicht.―

Wiedersehen Charlottens auf dem Ball bei ihrer Mama im December.― Sie schön, etwas matronenhafter, posirt colossal mit ihrer Liebe zu ihrem Manne. Die Gouvernante erzählte mir beim Souper, wie sie (Charlotte) damals in mich verliebt war und meinetwegen halb verrückt wurde. Und wir gingen kalt an einander vorüber.

Ich fühle mich manchmal so alt, dass mich fröstelt. Meine melancholische Grundstimmung nimmt zu. Nur mit Jean. fühl ich mich wohl, trotz aller Qualen!

[Feber-Abende]

4/2 Samstag. Jean. z. H. 0.