Freitag, 28. März 1884

28/3 Zur Feier des Louis M.schen Theoreticums angenehmer lustiger Abend. Louis, Aleko, Rich. T., Armin P., mein Bruder.―

Gestern, Samstag war ich Abend mit Jacques bei F.s ― bei der schönen Braut Gisela. Der Zufall wollt, es ― oder war es nicht Zufall? ich glaube fast! daß wir uns öfter als einmal in einsamen Zimmern fanden, wo es ganz rasend herging. Sie fiel mir um den Hals, wir küssten und umarmten uns, es war verteufelt göttlich! „Wenn ich meinen Bräutigam nur halb so lieb haben könnte wie Sie!“, rief sie auf dem Spaziergang dann aus und noch manches andre … Heute waren wir wieder dort ― es waren viel Bekannte dort und nur einmal konnten wir in einem andern Zimmer uns so recht von „Herzen“ abküssen. Dann wurd’ es aber lustig; als ich mit Szigo (ihrem Bruder) und Jacques zu Ronacher ging, wo sich bald in unsrer Nähe Toni, ihre Schwester Fanny mit einem Türken und einem Kaffer niederließen. Ich trank ihr von weitem zu, war sehr fidel. Als die vier gegen Mitternacht weggingen, folgten wir. Die zwei Jünglinge begleiteten die Mädchen bis zum Hausthor und verschwanden in der dunkeln Straße, kaum, dass das Thor sich schließen wollte. Ich aber eilte herzu, riss das Thor, das eben zufallen wollte, auf ― und nun gings ― wie vor alten Zeiten ins Café, dann in den Rathauspark, wo dann gar humoristische Dinge verabredet wurden. Ich war wahrhaftig wieder gut aufgelegt! ―

April