Dienstag, 2. Mai 1882

2/5 Dinstag Abend.― Nachmittag mit Marie im Augarten. Allerhand Zärtlichkeiten. So sehr es auch, nach Ludaßy „erwärmt“, wenn man geliebt wird … eine Nuance von ich weiß nicht was ist doch immer an so nem Mädchen, das in einen rasend verliebt ist, ohne daß man gleich glühend zu erwidern vermöchte.― Dann in den Volksg. Ida, die sehr lieb und liebenswürdig war. Fännchen kam dann … sie war ganz Liebe und Reiz. Ich war gut aufgelegt ― sie ganz entzückend ― und so ging es denn, wie es zwischen uns immer gehen muss, und ein verliebtes Paar schritt neben Ida daher.― Fany M. sagte mir am Samstag: ich müsse endlich brechen ― und einfach (wie ja auch Fännchen mir schrieb) in stiller Freundschaft ihr zur Seite gehen … in ganz gleichgiltigem Ton mit ihr sprechen … Zugleich sagte sie mir aber auch: das ginge nicht zwischen mir und ihrer Cousine … und da stehen wir nun wieder vor der Frage … die jeden Frühling neu auftritt … Es ist nun einmal wie es ist ― ich leichtsinnig und das momentane Vergnügen vergötzend ― komme doch wieder in die gefährliche Nähe ― fange an in etwas leichterm Tone zu plaudern, sie geht rasch darauf ein … die Worte werden lebendiger, unsre Blicke sozusagen persönlicher ― und mit einem Male nach einem innigen Händedruck heißt’s wieder von beiden Seiten: Ich liebe dich…

Daß es sie unter all der Glut und dem Funkensprühn befremden mußte, als ich ihr neulich, als sie mich endlich fragte, was ich ihr eigentlich rathe, antwortete: Heirate.― Daß sie mir gleich darauf einen verrückten Brief schrieb ― mir noch heute sagte, sie hätte mich da zerreissen können und doch zugleich … (sie vollendete nicht) daß sie aber nichtsdestoweniger ein klein wenig einsieht, daß es eigentlich doch nicht anders kommen wird … und doch wieder an ein ewiges Zusammensein mit mir glaubt … das alles ist sehr begreiflich … und läßt sich alles sehr gut mitempfinden … und könnte eigentlich gar nicht anders zwischen uns zweien sein … aber zum niederschreiben ist dies alles zu feingesponnen und vieldeutig ― da man ja doch schließlich nur in Worten sich das ganze aufzeichnen kann … und nicht im leichtbeschwingten Stile sprunghafter Gefühle.―

Ida, der ich kürzlich gar manches von meinen Ideen über freie Liebe, Ehebruch in seinem Verhältnis zur modernen Kuppelei u. ä. darlegte, äußerte heute: „nach dem, was ich ihr letzthin gesagt, dürfe ich nicht in ihr Haus kommen, wenn sie verheiratet sei …“

„… Es hängt alles nur von Ihnen ab …“ erwiderte ich … jeder Auslegung dieser Antwort durch ein vieldeutiges Lächeln freien Spielraum gewährend.―