Sonntag, 19. März 1882

19/3 Sonntag Abend. Komme eben von M.s. Eine ganze Zeit hindurch waren Fany M., Fännchen und ich allein im Salon. Fany M. sang; Fännchen und ich ― wir küssten uns, drückten uns die Hände, sie schlang den Arm um meinen Nacken, ich hielt sie um die Taille gefasst ― so standen wir hinter dem Sessel Fannys.― Auch zuletzt, als Fany M. mit der Lampe in der Hand, um mir zu leuchten, auf die Stiege hinaustrat, nahmen Fännchen und ich mit einem Kusse von einander Abschied, wie wenn es ganz naturlich wäre. Naiv rief Fany M. aus …: „Vor mir geniren sie sich gar nicht mehr…“

Über Gisela B. hab ich mich betreffend ganz angenehmes erfahren.―

Marie schickte mir dieser Tage mit einem überaus zärtlichen Brief ihre Photographie.―

Jene geheimnisvolle „Alice“ hat nichts mehr von sich hören lassen. Wird doch der Streich eines dummen Jungen gewesen sein.―

Letzthin Ball bei Scharfs ― kostbar unterhalten, ausgezeichneter Wein, dito Cigarren. Marianne Fränkel, Alice Politzer. Heute Nacht Ball bei Weiss. Nicht übel. Auch prachtvoller Champagner und delicate Cigarren; ein eigenes wirkliches Mädchen Anna Hirschler.― Frl. Jona. Devrient. Felix Sonnenthal.―

Morgen setz’ ich mich aber wirklich her und studiere über Hals und Kopf.― Im allgemeinen bin ich nicht gut aufgelegt… Eigentlich müßt ich was schreiben… aber es geht nun einmal nicht.