Montag, 2. Mai 1881

2/5 Montag.― Seit Anfang voriger Woche hör’ ich einen Kurs über topogr. Anatomie bei Zuckerkandl; seit Mitte derselben arbeit ich im phys. Labor. Diese Handlangerarbeiten, als da sind einen halben Tag mit einem Knochenstück auf einer Glastafel herumreiben etc. werden bei weitem nicht durch den Genuss einen Havers’schen Kanal unter dem Mikroskop zu sehen, aufgewogen.

Mein Stück „Aus der Mode“ fiel bei Sonnenthal gänzlich ab. Am selben Tag, wo ich seinen Brief an meinen Vater las, begann ich „Die moderne Jugend“.― Ein Mißerfolg soll mich nicht abschrecken.

― Vor dem phys. Labor. ging neulich zu meiner größten Ueberraschung Fanny vorüber ― sie wurde glührot ― und ― o erste Liebe! deine Existenz überdauert deinen Genuss.

― Abend.― Fany M. sagte mir, ich solle nur nicht Ida glauben, die sehr subjektive Gründe habe, in bekannter Weise die Sachen darzustellen.― Dann sprach sie auch über meinen Verkehr; ich sei sehr leichtlebig, keiner von den Leuten verstehe mich und ich gebe mir auch gar nicht die geringste Mühe mich verstehn zu lassen; sie taxirte überhaupt meinen geistigen Wert wieder sehr hoch.