Montag, 5. April 1880

5/4 Montag Abend nach zehn. Eine Bemerkung Eugens über die Mädchen im allgemeinen die sich auf Fany insbesondre bezog, verstimmte und verstimmt mich. Eigentlich, wenn ich mit mir selbst offen sein will, so muss ich gestehn, daß ich manchmal nicht so recht von Herzen in mein Tagebuch schreibe, wie man in ein Tagebuch schreiben soll. So kommts, daß ich manchmal die glühendsten Worte unterdrücke, und die Blätter hier ein abgeblaßtes Conterfei meiner Gefühle sind. Aber „Gefühle sind wie Kinder; sie halten nicht ruhig, wenn man sie still haben, sie zappeln, wenn man sie malen will“. Ein Gedanke, der mich froher macht, wenn, wie es ja oft kommt, alles und ich selbst ganz besonders mir sehr unnütz scheint, ist die Hoffnung, meine geliebte zu besitzen. Ich verdamme alle die verdrießlichen Vorurtheile, die mich hindern glücklich zu sein ― in eben jener Zeit glücklich zu sein, die eben jetzt über unser Leben hin zieht.― Im 19. Jahrhundert wird alles abgezirkelt ― aber wenn all der Firlefanz nicht wäre????? Wenn ein unzufriedener zu fragen anfängt, so hört er nicht auf zu fragen.― Meine Augen werden nicht besser ― und ich strenge sie doch nicht sonderlich an.―

Das Verhältnis des Jacques L. zur Familie R. ist mir, abgesehn von aller Subjektivität, ekelhaft. Wie die Eltern auf Heirat speculiren…! Wann das entscheidende Wort fallen wird? Und ob sie den Mut haben wird, allen Vorwürfen Stand zu halten? Sind die paar Worte „Wir lieben uns“ Antwort genug? ― Die Familie wird mir unausstehlicher von Tag zu Tag.―