13/2 Freitag Abend. Quaipark, Küsse.
Einiges über das äußere Leben dieser Tage: Lässig im Studium, sehr häufiger Verkehr mit Eugen und Jacques, verliebt mit Fany, gern im Café Central u. s. w.
Dritte Serie geordnete Buchführung meiner Tage: ―
Heute. Ich stand wie gewöhnlich ziemlich spät auf und konnte vor 9, um welche Zeit meine anat. Vorlesung beginnt, nichts rechtes mehr anfangen. Nachdem ich Langer’s Vortrag über den Kehlkopf ziemlich aufmerksam angehört, verfügt ich mich ins chem. Laboratorium, wo ich mehr mit Rich. Kohn plauderte als arbeitete. Dann nach Hause, wo ich mich eine viertel Stunde mit Zoologie beschäftigte, hierauf am Aegidius weiterschrieb; schließlich meinen Bruder auf dem Clavier zu einer Mozart’schen Sonate begleitete. Nach Tisch spielt’ ich mit meiner Mama die Wagner’sche Faustouverture, dann ging ich mit Eugen ins C. C., wo wir drei Partien Schach spielten (die erste gewann ich, die zweite er, die 3. remis). Als Dillmann dazukam, mußt’ ich schon weg und begab mich in die Maria-Theresienstraße, auf den gewohnten Ort des Stelldicheins. Sie kam, wir begaben uns in den Quaipark, der Frühling kündigte sich durch gar erfreuliches Gequatsche an, & wir beide waren sehr gut aufgelegt. Sie hing sich in meinen Arm, und es ward immer dunkler, während wir das heitre Gespräch recht oft durch zärtliche Küsse auf süße Weise unterbrachen.― Dann sprach ich, nachdem ich [sie] getroffen, Jacques, auch noch Eugen. Nach Hause gekommen las ich (Max Waldau, Nach der Natur), phantasirte auf dem Piano und spielte mit meinem Bruder, den ich vergebens zu magnetisiren versucht, halb zwölf und Schach.
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geboren Ludovika Markbreiter
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