Mittwoch, 7. Jänner 1880

7/1 Mittwoch Mg. Wie bunt und ungleichmäßig geht’s doch in mir zu. Heut früh kam ein stolzes Selbstbewußtsein über mich; eine neue Idee hatte sich in dramatische Klammern gefügt, poetische Scenen schwebten mir vor ― ich schnitt ein ganz glückliches Gesicht.― Nun ist wieder eine gewisse geistige Schlaffheit über meine Stimmung gebreitet, die manchmal zu kommen pflegt & mir zu Zeiten beinahe bange macht.―

Abends. O diese süßen, himmlischen Lippen … aus dem Tage voll Gewöhnlichkeiten heben sich die Minuten, die ich am stillen Abend an ihrer Seite verbringe, glücklich hervor. Ich wollt immer bei ihr sein, in ihren Armen, an ihren Lippen die meinen! Und doch nicht alles!

― Heute nahm der Shakespeare Cyclus sein Ende; ich war während der verflossenen sieben Tage regelmäßig im Burgtheater; Fany war auf die Dramen eifersüchtig: Du lebst mehr in ihnen, als bei mir, sagte sie neulich, und heute: Gott sei Dank, daß es nun aus ist!