29/12 Montag Abends. Ich begann Nachm. Kellers „Romeo und Julie auf dem Dorfe“ zu lesen ― eine ergreifend schöne Geschichte. Ich las weiter, als ich im Café war, und als ich nun wieder auf die Gasse trat, um Fanny zu erwarten, so gemahnte mich die warme trübe Luft an den Nebel, der über die Erzählung zauberisch sich breitet, welche ich eben gelesen. Fany war gleich mir in einer nicht ganz gewöhnlichen Stimmung ― wir sprachen so manches ― wie man gestern bei ihnen vom Heiraten gesprochen und wie sie sich dabei auf die Lippen gebissen und zu weinen begonnen habe ― wie sie keine Freundin besäße ― und sie müsste unglücklich werden, wenn sie einen, den sie nicht liebe, heirate ― und nur einen habe sie so gern ― mich ― und nicht nur den einen Brief, den sie mir gestern gegeben, habe sie an mich geschrieben, zehn vielleicht, vier Seiten lange ― aber sie sei wie wahnsinnig eben an jenem Abende gewesen.― Als wir nun Abschied nahmen und uns küssten, ― der Blick aus ihren Augen ist mir unvergesslich und dieser Kuss ― ―
― (Bemerkungen über Familienverhältnisse; Mißlichkeiten meines Onkels Edmund.)