Freitag, 4. Juli 1879

4/7 Beginn der Maturitätsprüfung unsrer Klasse.

Abend. „Ich ging nun mit Ida allein, eingehängt, nach Hause. Unter strömendem Regen. Über einen „unbewußten“ Umweg. Ich äußerte unter anderm, ein Mädchen müsse entweder schön oder geistreich sein; das gäbe ihr ein Recht auf Existenz. Dann begann Ida.

„Ich will eine Frage an Sie stellen, aber ich weiss nicht, ob Sie sie mir beantworten werden.“

Wenn sie eine Antwort verdient, gewiss.

„So sagen Sie mir aufrichtig: Haben Sie die Fany sehr gern?―“

In der Fortsetzung * des Gespräches stellt es sich dar, als wollte sie mich dem Fännchen abwendig machen.―

Studirt wurde in der Zeit sehr wenig, da ich in Geschichte und Physik befreit war.

* Fortsetzung:

Ach diese Frage hat Ihnen Fany aufgetragen.

Gewiss nicht, ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich nichts zurücksage.―

So beantworten Sie mir zuerst eine Frage: Hat mich Fany sehr gerne?

Das weiss ich nicht.

Fany hat es Ihnen doch schon gesagt.

Ja.

Folglich müssen Sie meine Frage beantworten können.

Ja, sie hat Sie sehr gerne.

Ich gebe Revanche.

Was heißt das?

Auch ich habe sie sehr gern.

Aber F. hat eigentlich jeder sehr gerne. Und finden Sie, daß sie so entsetzlich schön ist?

Entsetzlich schön? Gewiss nicht.―

Sie ist recht hübsch, und ist sie so entsetzlich gescheidt?

Entsetzlich gescheidt. Auch das nicht. Aber sie ist ein recht hübsches & gescheidtes Mädchen.―“

Am Vorabend der Matura Fännchen und Laura abgeholt.