30/4 Neulich Traum: In einem indifferenten Zimmer, zugleich dort eine
indifferente Wärterin oder dgl.;― ich entblößter Oberkörper;
gleichbedeutend mit Vorbereitung zu Hinrichtung;― die Thüre öffnet
sich;― Helene (meine Schwägerin) tritt ein; ich: gut, dass du kommst,
um 12 findet meine Hinrichtung statt. Dann fällt mir ein;― Todesstrafe
ist ja abgeschafft;― es kann doch nicht eine vollzogen werden, die unter
der Monarchie verhängt wurde;― warum flieh ich nicht; dann aber
lebenslängliche Kerkerstrafe ― ?―
― Ferner ein Traum; dass ich mit Suz. (die sich aber zuweilen in C. P.
verwandelt) im Vorraum eines Kino, sie verliere; finde;― dann erwartet sie
mich (Wieden) unter dem Thor einer Schule u. s. w.
Traum von heute: In einem Spitalszimmer (?) kahl,― am Bette von Suz.; sie
wird morgen hingerichtet ― ich bin verzweifelt; sie ruhig; der Priester,
eine Art Landpfarrer, bäurisch kommt, ich sage ihm, ob er nicht noch
warten könne ― erst vier Uhr früh;― er entfernt sich; Suz. sagt, ich
hätte indess auf dem Gang hin und her gehen können;― man werde mir das
Vorgehen wieder übel nehmen (Dtg.: Bernhardi ― das Spital irgendwie das
Venezianer Spital ― Lili ―) ―; dann Kirche, was auch im Zusammenhang mit
der Hinrichtung;― eher große Kapelle; der Altar, eher Podium erhöht;
Priester im Ornat;― ihm gegenüber die Verurtheilte, nun O. ― schwarz
gekleidet, wie auf einem Heiligenbild ― doch erinnert, ganz ins decente,
der schwarze Faltenwurf an „Lola-lola, im blauen Engel ―“ ―; ganz
rückwärts, dem Ausgang nahe stehe ich mit Suz., oder O. ― und ich frage
mich, warum ich nicht ein Begnadigungsgesuch eingereicht ― Suz. sagt:
noch Zeit ― ihre Ruhe irritirt mich; ich bin tief erregt, knieend;―
streiche über ihre weißen Atlasaermel; ich entwerfe das Telegramm: Au
président ― demande immédiatement (anfangs immer impitoyable (Dtg.: dass
ich in der Übersetzung der derniers masques von Suz. das „à plaindre“
bemängelt und sie es durch „pitoyables“ ersetzt hatte)) ― pardon pour
écrivaine S. Cl. ― condamnée à mort presque innocente ― ganz
deutlich;― nun in einer Art Garten;― Suz. und Begleiterin, etwa eine
„Mademoiselle“,― ein niedres Landhaus (etwa Ruf des Lebens, das ich
neulich vornahm) ― ich weiss, man muss durch das Haus und durch
unterirdische Gänge zur Post;― bin mit einem Herrn, schwarzer Vollbart,
im Tunnel;― Suz. und Fräulein unerträglich langsam nach;― die Tunelle
breit, hoch, gebogen;― uns entgegen Offiziere mit Damen;― es ist etwa
ein Balkanstaat;― einige Offiziere, wie zum Hohn, oesterr.
Cavallerieuniformen; einer trägt eine in der Hand ― wie ein Maskenkleid,
Dragoneruniform;― ich wundre mich;― vorbei;― hier theilt sich der Gang;―
ist verlegt, wie mit Eisenbalken, dort eine Stiege hinauf, dort hinunter ―
wo ist das Amt,― ja: hier, am einen Ende, ein langer Tisch, dahinter ein
paar Beamte;― ich frage den lächelnden Herrn mit schwarzem Vollbart, ob
er nicht (wegen meiner schlechten Schrift) die Depesche schreiben wolle;―
wo ist Suz.,― eilt sie noch immer nicht;― da kommt sie ganz als O., mit
dem „Fräulein“ eine unterirdische Stiege herauf,― wie aus einer
Toilette;― eigentlich als ginge sie das ganze nichts an;― wenn die
Begnadigung erfolgt, denke ich, wird alles sein, wie ein böser Traum;―
dann erwach ich wirklich;― zuerst noch unter dem Eindruck dass sie
verurtheilt ist ― dann aufathmend, dass alles wirklich ein Traum.
Früh tel. mit O. Berlin ― U. a. wünschte sie, wegen des Bildkaufs
(Neugebauer; angeblich besondre Chancen) Bürgschaft bei Direktor
Feilchenfeld;― erklärte mich bereit, weniger aus Überzeugung als um
ein Element der Unruhe auszuschalten.―
Dictirt „Heimkehr“.
Nach 12 Suz., die nahe, bei R.s eingeladen war.―
― Nm. nach wie vor Bangigkeit, Müdigkeit.―
Zu C. P.; wo die Baronesse Gisela Berger.―
Mit C. P. Kino „Nacht gehört uns“ (hatte es schon in Berlin gesehn;―
interessirte mich diesmal mehr).
Mit C. P. Hotel Meissl.