18/11 Traum: Ich begebe mich mit Fr. Wohlgemuth (wie selbstverständlich)
auf einen Ball,― irgend ein sehr großes Privathaus,― etwa unsre
Burgringwohnung, wir kommen spät, an Buffets (die fast leer sind) vorbei;―
endlich nehmen wir an einem Tisch Platz (nachdem ich grundlos gegen
eine abschließende Thür gestoßen). (Deutung: das neulich dictirte
Aphorisma von der angelehnten Thür.) ― Ich will nachsehen, ob ich Geld
genug, weiss es übrigens so;― wir sitzen nur in einer Ecke ― auf einem
Sopha, am gleichen Tisch uns gegenüber Gfn. Wydenbruck mit Baron
Rothschild (er ist seit Jahren todt, war ihr Liebhaber); er sieht etwa
einem russ. Großfürsten ähnlich; hat eine schwarze Binde über
einem Aug ― oder sie?― (Deutung: die Fürstin im „Verführer“―, ―
Wohlgemuth spielt darin die Aurelie; außerdem ist aber auch eine Analogie
zwischen dieser Aurelie und der Nonne in der Doppelnov. zu verspüren ―
ich weiss im Traum nichts von meinem Stück, nichts von meiner Novelle.―)
― Wohlgemuth hat einen Champagner Marke „Mortel“ gewünscht (darum
hatt ich nachgesehn, ob ich genug Geld habe) (Deutung: Mortel ―
„sterblich“,― ev. Erinnerung an die „Überfahrt“,― das Todtenschiff;―
Selbstmord Aureliens,― auch von einem Schiff aus;― Cognacmarke
Ma rtell!―) ― wir sitzen nun an einem andern Tisch (die beiden
Paare kümmern sich nicht um einander, ich sehr absichtlich ―),― der
quasi entzweigeschnitten ist, so dass ich mit W. an einer Art gedecktem
Bügelbrett sitze,― der Schaum des Champagners ist lau,― W. vermutet,
es ist nur Asti spumante (Artikel in der N. R., über deutsche die in
Italien Champagner trinken,― „es war wohl nur Asti spumante!“) ― der
Traum ist irgendwie unterbrochen;― ich sage mir, es muss doch wahr sein ―
sonst könnt ich nicht dort durch den Thürspalt den Sacher-Koch in
weißer Küchendress sehn,― ich bin also wirklich bei Sacher;― und ich
nehme auch ganz deutlich die verschiedenen Physiognomieen der rothen
(etwas operettenhaften) Gardisten aus, die im Saal (es ist eine Art
Burgsaal) quadrillenhaft sich bewegen;― ich bin nun wach, aber wie
gelähmt ― ― nun träum ich gleich weiter, nach lautem Aufschrei ― die
W. tritt mir entgegen ― ich umfasse sie ganz verzweifelt ― „Das kann
doch nicht nur ein Traum sein!“ Sie zärtlich mit ihrer wohllautend
dunkeln Stimme: Warum soll ich denn ein Traum sein?― Ich: Wenn es also
kein Traum war, so rufe mich morgen an, oder komme zu mir. Sie umschlingt
mich zärtlich;― sie steht nun irgend wie in einer Ecke, und drüben
ist etwa die Schreyvogelgasse (Novelle!);― ich aber liege auf einem Divan,
am Fußende ein kleines dickes Kind, Kind der W.;― oder meins? ― es redet
aber wie erwachsen und theilt mit (der W.?), dass die Bonne (Therese!)
sie ― es ist gedacht, aus Pflegegründen, aber doch nicht in der Ordnung
― an einer gewissen Stelle berührt oder gepudert habe (das Pudern
Lilis, „Du bist ja noch ein Kind“) auch ich liege im Hemd da, etwa
unanständig entblößt, was kaum erotische Bedeutung hat;― erwachend
zweifl ich ungewöhnlich lang, ob es nicht doch Wahrheit gewesen sein
könnte, und schreie ― oder spreche laut.
― Die besondre Lebhaftigkeit des Traums könnte auch durch meine
Absicht Freud zu besuchen bedingt sein (sowie ich ungewöhnlich viel
träumte, als ich 1900 seine Traumdeutung las). ― Er sandte mir neulich
ein paar Aufsätze „mit geziemender Schüchternheit“.―
Vm. Besorgungen.―
Bei Dr. Peter.―
Bei Gustav. Sein Bruder Emil bettlägerig; sein schrullenhaft
hysterisch-hypochondrisches Wesen ins senil groteske gesteigert.
Ungeduld des milden Max.― Frau Chiavacci Schönherr; über das
Stück ihres Manns und die Kritiken.
Nm. an „Therese“ gefeilt.―
Mit C. P. in „Mama Nicole“ (Akademietheater). Sect.chef Byk mir
vorgestellt.― Mit C. P. im Gasthaus vis à vis.―