2/7 B.-B. Vm. „altes Schloss“.― Die Wälder vom vorigen Jahr.―
Oben zu Tisch. Dr. Neumann, Röntgenolog; sympathisch.
― O. über den Verf.; den sie so ziemlich ablehnt, aus einem
nicht nur persönlichen Gefühl heraus. Aber dass das Stück die
Narben von ihr trägt (zum großen Theil) fühlt sie kaum.―
Über Lili;― ich gebe O. Ratschläge, wie auf Lili einzuwirken
etc. O… „Sie thut ja doch was sie will“ ― „Was kann ich in
diesen paar Wochen leisten“.― Kurz: passive Resistenz;― ich
mahne sie in heftigen Worten.―
O. „Sage deinen Freundinnen, sie sollen mir nicht falsche
Dinge schreiben …“ (Bezieht sich auf Alma’s Brief: „Keine Frau
in seinem Leben.“) „Ich will keine halben Sachen.“ Ich mache
sie auf die Ungeheuerlichkeit und Ungerechtigkeit ihres Verhaltens
aufmerksam: mir, nach 5 Jahren der Trennung etc. die Führung
meiner Existenz übelzunehmen ― sie habe, sagte sie schon neulich,
in den letzten Jahren „nur in Hinsicht auf mich“ (also auf ein
eventuelles Wiederzusammenkommen) gelebt … (So stellt es sich ihr
jetzt dar;― wäre es zufällig anders gewesen und fiele es mir ein,
ihr das übel zu nehmen, so würde sie es als conventionell und
kleinlich empfinden.―) Immer dasselbe: ihre Überheblichkeit mit
der sie sich selbst alles erlaubt hält, oder zum mindesten für
alles Rechtfertigung findet, ja in allem, gutem wie schlimmem Emanation ihrer Persönlichkeit, oder Walten ihres Schicksals
erkennt;― während alle andren, vor allem natürlich ich
„Schuldige“ sind.―
― Und ich, der sie so gut kennt ― immer wieder, unter Thränen
und Wutausbrüchen mich in den Versuchen aufreibend, sie zur
Einsicht zu bringen ― als läge daran die Möglichkeit einer
innerlich beruhigten Weiterexistenz.
Der Abend in schwerer Stimmung; sie ist starr und trotzig, wie
sie während des Nachtm. einmal abberufen wird, und Lili allein
mit mir bleibt, weint diese mit (was mir natürlich wohlthut).―
Vor dem Abschied: „Was wünschest du eigentlich …“ („der du
jetzt in einer glücklichen Beziehung lebst …“ etc.) … Ich:
Nichts als daß du mich endlich verstehst ― und dass ich in den
letzten 3 Jahren (seit unsrer Scheidung) in jedem Augenblick nichts
gethan, was gegen dich ein Unrecht gewesen wäre … ja vielmehr etc.―
― Wir fahren zur Bahn (Regen), mit Lili ― zärtlich Hand in
Hand.― Es ist und bleibt wahr, daß (über allem, neben allem etc.)
― der einzige wirkliche Zusammenhang dieser bleibt und dass ich
alles eher ertrage als ihre Verbitterungen (als so ungerecht ich sie
auch erkenne).― Und doch ― athme ich nicht immer wieder auf,―
wenn ich allein bin?―
Abreise. Lili und O. vor dem Coupé.―