30/6 B.-B. O. holt mich ab; wir gehn zum Steueramt; dann ins
Bankhaus Herrmann. Herr Harris. Berathung. Ihre Schulden sind
beträchtlicher als ich gedacht.― Auf dem Rückweg ist sie von
factiöser Schweigsamkeit ― wie in den schönsten Ehejahren;― fast
ebenso während des Mittagmahls im Gunzenbachhof mit Lili.― Sie
schickt Lili voraus, wir sitzen auf einer Bank;― sie spricht von
meinen gestrigen Beschimpfungen;― sie habe sich hier ein neues
Leben aufgebaut;― lobt ihren Kreis, in dem sie verehrt werde;― sie
lasse sich nicht erniedrigen u. s. w.;― ich erkläre in möglichster
Ruhe die Gründe meiner dauernden und immer wieder neu entfachten
Erbitterung. Nun kommt das Problem Lili dazu;― wie für alles, was
ihr nicht recht, möchte sie auch für Charakterfehler Lilis mich
verantwortlich machen;― es wird natürlich auch schon geschürt;―
so konnte sich R. Specht der neulich hier war (und beleidigt, dass ich
nicht seine mir unsympathische Frau mit zur Vorlesung des Verf. geladen)
nicht versagen zu bemerken, dass ich Lili „verwöhne“ … Es kommt zu
weitern Auseinandersetzungen;― sie spricht von ihrem Hochmut wie von
einer Tugend (wie von allen ihren Fehlern);― manchmal versteht man sich
beinah;― ihre (nur aus Eitelkeit geborene) Eifersucht kommt wieder zum
Vorschein;― ich sage ihr, was leider wahr, dass ich mich in meinem Hass,
meinem Groll, meinem Zorn gegen sie heimatlicher fühle als in positivern
Gefühlen gegenüber andern.―
Am „Verf.“ scheint sie wenig Gefallen zu finden;― sie sagt sehr
richtiges über Falk. und Aurelie.―
Im Hotel arbeitsunfähig auf dem Divan.
Oben genachtm.; auch Frau Grethe L. war dabei.