26/2 Bei Gisa.― Vallo’s bevorstehende Abreise.― Wir treffen uns beide in
dem Gedanken: wie schön es wäre, einmal Nachts hinüberzuschlafen ―
― Mit Heini Einkäufe ― Stoffe, Schuhe.―
Begegnung mit Gustav; ich benütze die Gelegenheit ihm sozusagen
„officiell“ von der Ehekrise Mittheilung zu machen. Er ist wie erlöst,
daß er zu mir reden konnte und schien zu mehr Aufschlüssen bereit als ich
Lust hatte zu hören. Auch er hat zum ersten Mal vor 1½ Jahren die
Gerüchte gehört ― u. zw. aus dem Burgtheater (Paulsen). Wer? Die
Hofrätin,― die natürlich ihrer Freundin Mayer (wie sämtlichen andern
Bekannten) was O. ihr anvertraut, brühwarm zurückerzählt („mit allen
Details“, wie Gustav bemerkte).― Wieder etwas pathologisches, diese
Indiscretion der Hofr.; die mit ihrem leidlichen Verstand, ihrem Wissen um
das was taktvoll,― ihrer Gutmütigkeit und Gutherzigkeit gar nicht in
Einklang zu bringen … ― ― Er wunderte sich vor allem, daß O. ihre
„Position“ aufgegeben;― sie gehe in ihr „Verderben―“; und meinte ―
es sei viel aus „Literatur“ zu erklären.― Ich gab mich durchaus
überlegen,― als wäre eigentlich alles überwunden;― und ich denke, daß
ich ein ganz leidlicher Komödiant geworden bin.―
Zu Tisch Ruth Lindberg, die nachher in meinem Zimmer war und mich
fragte, was sie eigentlich thun solle. Der Wirbel um sie,― der junge Pr.
(das „Kind“), der ernsthaftere I., der Toggenburg Pl.;― der schwedische
Bräutigam.―
Bei Frau Schmutzer im Garten; Schulfragen.
― Bittere Einsamkeitsgefühle;― das leere Schlafzimmer; ― die
Nachmittage;― warum eigentlich schmerzlich? Ist es nicht besser, als die
letzten 2 Jahre (oder länger) wenn sie daheim war?― Nachmittag davon,
fast täglich, wenn nicht irgend wer zum Thee kam ― ― Abend in ihrem
Zimmer, Briefe schreibend;― wenn wir sprachen ― selten was gutes … Und
wenn sie zu Hause war;― fühlt ich mich bedrückt.― Und doch ― etwas war
noch immer da … Hoffnung. Irgendwie Hoffnung, es könnte ein Wunder
kommen: Einsicht.―
Während ich an Lucy schreibe ― telef. Aufruf München ― O.: keine
Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung;― sie wollte schon gestern nach
Wien;― Schuld nach Angabe des Advocaten ― ihr Name ―
Reigenaffaire (!!) ― ;― Anna Mildenburg-Bahr bemüht sich für sie;
vielleicht nach [Starhemberg];― später hieher … Warum ich nicht
schreibe … Ich: Eben daran, an Lucy;― wir müssen ins klare kommen;―
müsse ihre Absichten und Wünsche kennen;― möchte Besprechung, bei
der ihre Freundin dabei (die aber nun auch durch Übersetzungsarbeit sehr
in Anspruch genommen);― nicht in Salzburg, aus naheliegenden Gründen;―
eventuell Baden … Sie läßt die Kinder ans Telef. kommen zu flüchtiger
Begrüßung.― Mein Eindruck, daß sie ― zu spät ― den ungeheuern
Fehler zu spüren beginnt, den sie begangen.―