23/2 Zeitungsnachricht;― gestern Skandal mit Stinkbomben in Berlin
(Reigen, etwa 60. Aufführung) ― 30 Verhaftungen. (Vorstoß der
deutschnationalen Antisemiten.)
Burgth. Generalprobe Claudel „Tausch“. 1. Akt interessant ― im
weitern Verlauf besonders Schluß unklar und gedehnt. Hörte wenig.― Um
mich herum das widerliche „Wissen“ der Leute. Saß neben Gf.
Mensdorff.― (Nie wieder neben O.)
Heim mit Saltens und Grethe Kainz, und Richard.― Kalter sonniger
Wintertag.―
Wie lang werden noch ihre Bilder in meinem Zimmer hängen? Ihre
Bleistiftzeichnung Vahrn 901 … Die Erinnerungen fressen mein Herz
stückweis auf.―
― Nm. Frau Rosa Gußmann-Schweinburg (Olgas Cousine), wegen ev.
Anstellung bei einer Wohlfahrtsorganisation. (Über „Wille“ und
„Gott“.― Ihr Gatte Neurastheniker und Dilettant; ihr Schwiegervater
250 Mill. reich.)
Später Helene.― Sie erzählt mir u. a., daß O. nach Liesls Tod ihr
gesagt,― wir seien entfremdet;― sie sei über mich hinausgewachsen; (früher)
über meine Depressionen ― aber sie werde „auf ihrem Posten bleiben wie
ein Soldat“.
― Z. N. bei der Hofrätin.― Der franz. Socialistenführer Longuet,
Praesident Vetter, Richard und Paula, Chapiro.― L. sympathisch, einfach;
über den (eben stattfindenden) Congress, die allgemeine Abkehr von Moskau.
― Später Werfel Alma Mahler, die morgen nach Deutschland fahren. Alma:
„Ich komme auch nach München“ sagte sie bedeutungsvoll, … ich
erwähnte O. nicht, sie vermied es auch, äußerte den Wunsch mit mir zu
reden, wenn sie zurückkäme.― Dann Rudi und Garda Kaufmann.― Alle ―
„vermeiden es …“ ―
Im Intendanzwagen mit Rich. und Paula nach Haus.