30/12 Früh ein paar Worte mit O.; keine Möglichkeit der Verständigung.―
Dictirt; einen langen Brief an Prof. Richter, preußisches Cultusministerium,
der mir, offenbar ein wenig mitschuldig an dem Reigen Verbot, einen sehr
netten Brief geschrieben.―
Heini kommt aus Mariazell zurück.―
Nm. mit O. ein kurzes Gespräch. Ich rede von Gisa’s Vorschlag, endgiltige
Entscheidung, resp. meine Unterredung mit dem Rechtsanwalt bis nach der
„Reigen“premiere aufzuschieben; da ich in dieser bevorstehenden Probenzeit
― Zeit und Kopf für die z. Th. sehr complicirten Verhandlungen habe [!].
Sie erklärt, daß sie spätestens am 10. Jänner nach München fahre;
und erst zu den „Versöhnungsversuchen“ zurück wolle; sie habe heute
Vorm. ― (da die Hofr. wieder abgesagt ― sie will offenbar mit der Sache
nichts zu thun haben) Kolap ersucht, ihren Bruder um einen tüchtigen
Advokaten zu fragen, der sich kein „Sensationsbratl“ aus der Sache
machen wolle.― Sie will Lili 4 Monate haben, worauf ich nicht einzugehn
gedenke; nach der Scheidung wieder ihren Mädchennamen tragen.― Sie sehe
absolut keinen andern Ausweg;― sie wäre aus München thatsächlich mit
den besten Absichten zurückgekommen; die Scene von Samstag habe sie
überzeugt, daß alles vergeblich.― Gisa findet es unerlässlich, daß
ich Julius informire, was Olga einsieht; ja sie erklärt sich bereit,
eventuell selbst mit ihm zu reden.―
― Gegen Mittag hatte mir Richard Specht sein Buch über Richard Strauß
gebracht, das mir gewidmet ist „dem Dichter dem Menschen dem Freunde
in alter immer neuer Liebe und Verehrung“.― Er hatte Thränen im Aug,
deutete an, daß er auch in seiner neuen Ehe beginne unglücklich zu sein.
„Man sollte vielleicht allein bleiben …“ „Man sollte nicht, aber man
ist es“ sagte ich.― Er dann: „Wir haben seit Reichenau 1919 über
gewisse Dinge nicht gesprochen ― ich bin immer da, wenn Sie mich
brauchen.“
Abends in ein Kino (Goldfieber).―
O. findet Heini verändert, ihr gegenüber „steif“.―