23/7 Vm. R. L.―
Gespräch mit O.― Sie hatte gestern keine Gelegenheit gehabt mit
Hofr. zu sprechen, da viel Leute.― Sie äußert ihren festen Entschluss
zu gehen; ich erkläre dass ich meine Rechte hinsichtlich der Kinder in
keiner Weise schmälern lassen werde. Hieraus entwickelt sich eine furchtbare
qualvolle Discussion; die natürlich nicht zu Ende führt …
Den Nachm. allein in meinem Zimmer. Blutige Thränen.
Abds. bei der Hofr. (Vorher treff ich Isidor Benedikt und Leo Feld, die
mein vortreffliches Aussehen constatiren.) … Auch sie sieht keine Lösung
mehr.―
N. d. N. O. in meinem Zimmer. Bis nach Mitternacht … Das vormittags
angeschlagne Hauptmotiv, ich sei ein „Zerstörer“ oder wie Liesl angeblich
gesagt ein Vampyr, wurde weitergeführt.― Meine Depressionszustände, meine
Sucht zu quälen, meine Tyrannei u. s. w.― Viel daran wahr;― immerhin
vergaß sie allzusehr ihre eignen Fehler, an die ich endlich,
auch nicht immer ganz milde, erinnern mußte.― Ein weitres Zusammenleben
wurde als unmöglich erkannt. Die äußere Ordnung noch nicht ins letzte
besprochen. Sie will auf ein paar Monate im Jahr die Kinder haben. Wie,
wo, auf welche Weise (abgesehn von den finanz. Schwierigkeiten) kaum noch
berührt.― Gegen diese Stunden war alles Kinderspiel. So viele Thränen
wie heut hab ich nie vergossen ― und die Minuten, in denen ich weinen
konnte, waren noch die erträglichsten. Oft saß ich allein draußen auf
meinem Balkon, in der wundersamen Sommernacht,― O. im Zimmer auf meinem
Divan. Warum warum?― ― Sie fand gegen Schluss, eigentlich habe ich
immer viel Glück gehabt … nur mein Ohrenleiden … sei der Ring des
Polykrates.