29/11 Traum:― die Burgringwohnung (wie so oft ― ich träume nie von
meiner jetzigen), ich komme morgens hinauf, abholen (wen ―?) im
Dienstbotenzimmer schlummert meine Schwester, ich wecke sie nicht auf;
nun kommt mein Vater, in grauem rotbordürtem Schlafrock, wie er in seinen
letzten Jahren aussah; düster, nicht gut zu mir, etwas fremd,― sich an
den gewissen Ort begebend; ich indess in sein Zimmer (meins vom Burgring)
die Neue Presse aus seinem Bett holend, sehe Burgtheaterrepertoire nach;
u. a. „der tolle Tag“ (nicht von Beaumarchais), nichts von mir; mein
Vater wieder herein;― man fährt erst um ½12 hinaus ― auf den
Friedhof ― es ist der Todestag der Mama ― (in Wirklichkeit 9.) ― 18.
(!) September;― ich beschliesse, da der Tag schön, lieber auf die
Sofienalpe, sage es zu Olga ― die nun statt meines Vaters im Bett liegt.
Sie: „Wer weiß, mit wem du Rendezvous hast“ ― scherzend. Ich empfinde
in diesem Augenblick einen namenlosen Schmerz, daß ich allein an dem
schönen Herbsttag da hinauswandern soll ― ohne Geliebte ― beschließe
es lieber nicht zu thun;― die Stimmung so schwer, daß ich noch am Morgen
wachend darüber weinen muß.
Vm. Intendanz (zum ersten Mal) bei Hofr. Horsetzky, um das Weite
Land frei zu kriegen fürs Volksth. Er zögert noch. Vorher nahm mich
der bis dato mir noch unbekannte Hofsecrétair Dr. Winter in Beschlag;
Frau mit Dolch soll zu wohlthätigem Zweck gespielt werden ― möge ein
paar bedenkliche Stellen mildern;― ich schlage statt Frau mit Dolch ―
Leb. Stunden mit Girardi vor. Werden sehen. Er sehr charmant, sehr
oesterreichisch,― elegant, wohl etwas falsch, wenns nicht anders geht.―
Bei Millenkovich.― Über die „Weite Land“ Frage; über die Einakter;―
über Liebelei Besetzung; wir einigen uns aufs beste.― Er war ausgesprochen
ängstlich, als es auf die „jungen Leute“ kam,― und wagte offenbar nicht
mehr mir Höbling (wie seine Absicht gewesen sein soll) vorzuschlagen.―
1917: XI 29 - XII 4
95
Nm. der „Verfolgte“ (neue Abschrift) ― Wird „Wahn“ heißen.―
Mit Heini Tonkünstler-Orch.―