24/10 Nm. Mz. Rnh.― Anfangs kühl, etwas befangen beide.― Sie: Ich
habe mehr Zärtlichkeit für Sie wenn ich fort bin! Wenn ich bei Ihnen
bin stört [mich] etwas.―? ― Langsam: Das lauernde in ihrem Gesicht.
Dann wurden wir wieder sehr zärtlich, und wir küssten einander sehr
warm.― Gegen Ende sprach ich von gemeinschaftl. spazierengehn,
Theater, soupiren.― Sie: Das meinen Sie nicht im Ernst ― das wär
unpassend.― Ich: Es ist wohl auch unpassend, daß Sie mich küssen.―
Sie erregt aufspringend: Ich danke für die Lection. Ich beruhigte sie
und wir schieden leidlich versöhnt.― Vorher sprach ich noch, daß 2
Menschen wie sie und ich sich überhaupt schwer verlieben könnten ―
Selbstbeobachtung und Mißtrauen gegen sich, gegen den andern ―
gegen das eigne Mißtrauen.― Dann sagt ich: Wenn es Götter gäbe, so
müßten sie über unser Gespräch weinen ― und wenn es Menschen
gäbe, müßten sie drüber lachen.―
Von Else ein Brief, wie immer viel über Dilly.― Heut, was an der
neuesten Skandalgeschichte S. ― Sch. wahr sei?― Bezieht sich wohl auf
das Gerücht, von dem auch Sternberg Salten erzählt ― die Mutter hat
nemlich verbreitet, dass sie mich ― geprügelt hat!―
Von Gusti ein Brief, Mz. habe kein Engagement, könne aber, hätte
auch Leipzig haben können ― wolle aber durchaus nach Wien.―
Gestern traf ich Annie Holitscher, sprach von Rich. E. Sie, die
wohl seine Geliebte war oder ist: Wenn er nur weg reisen könnte!― Ich:
Auch Küstenfahrten um die eigne Seele sind manchmal gesund.
Mit Osk. Kraus soup. und Billard gespielt.― Ueber unsre
Gehörshallucinationen.― Unbekannte, nicht zu definirende Stimmen
sprechen sinnlose Sätze ― nur ab und zu wird eine Stimme
deutlich ― die unsrer verstorbnen Väter.