12/4 Montag Nachmittag ―
Und es ging flott weiter ― Ich tanzte, amüsirte mich ― schlief
wenig, arbeitete Nachmittag im Rudolfspital mikroskopisch-pathologische
Anatomie bei Weichselbaum, spielte Abend Karten, hatte auch eine
Liebschaft mit einer hübschen Französin, und auf den Bällen war es
bald die, bald jene, die mich beschäftigte. Unter andern gerieth
Charl. Pfl. wieder in meine Nähe. Am öftesten, am meisten begegnete
ich, und diese zwei interessirten mich auch am meisten ― Helene He.
und Anny Ho. ― Auch Frau Fbg., Emmy Ben., Linda H., und Rosa St.l.
sind zu erwähnen. Mit dieser letztern sollt’ ich in einer
Dilettantenvorstellung zusammen spielen „Mein Mausi“ von Limé ―
ich den Munkel, einen Greißler, sie meine Frau; da, nach der ersten
Probe, es war Anfang März, schleppt mich mein Vater zu Prof.
Albert, und er, beim Untersuchen einer Lymphdrüsengeschwulst am
Halse, die im Laufe der letzten Wochen aufgetreten war, macht ein
ernstes Gesicht, reißt mich aus dem allzu flotten Leben heraus, und
vierzehn Tage später lange ich zur Erholung meiner angegriffenen
Gesundheit in Meran an ―
Und dieser Aufenthalt in Meran ist für mich gleichbedeutend mit
der Erinnerung an das süßeste und traurigste, was mein Herz bisher
ausgestanden. Mit matten Worten muss ichs hier aufzeichnen ― ―
Als ich heuer kurz nach meinem Doktorate in R. war, fühlte ich
dort zu einer geschiedenen Frau eine mehr schmerzlich eingebildete
als eine wirkliche Neigung.