3/2 Sonntag Mg.― Weiteres Carnevalsleben.―
Am Samstag vor acht Tagen eine Quadrille auf dem Liakränzchen mit
Melanie F. getanzt; dann auf den Hausball bei Schlesingers, Frl.
F. meist meine Partnerin ― auch Rosenthal war dort; und des
Morgens verplaudert, ich noch ein Stündchen mit ihm im Café. Am Abend
drauf sah ich mir, ― ich muss schon gestehn ohne bedeutenden Genuss
― Medea in der Burg an. Am Montag langweilte ich mich auf dem
Technikerball; ging schon während der Pause mit Louis F. und
Richard T. ins Café.― Der Abend drauf liess mich eine sehr sexuell
angehauchte Stunde mit Rose in einem einsamen Park verbringen,
dann ging ich in eine oft alberne, oft tolle Posse Ma Camerade ins
Stadttheater.―
Mittwoch gabs bei Scharfs famosen Ball. Mlle. Helene H. regte
mich an. Charlotte H. war auch dort.― Am Donnerstag wars
reizend. Eine Nacht im Sophiensaal Donau―Dampfschiffahrtkränzchen.
Mme. W. ― Dann Gisela F. ― Sie war thatsächlich entzückend. Es gab
verliebte Worte und Küsse. Mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihr
noch des Morgens im Café ― Auch bis nach Hause zu ihnen. Ich mit
ihr, ― aber es war impertinent! N’en parlons plus ― Auch Charlotte Pf.
war auf dem Ball gewesen.― Etwas spät erst sprach ich sie an ― sie
zeigte sich gekränkt über die Art und Weise, wie ich im vorletzten
Herbst unsern Verkehr abbrach ― ich entwickelte ihr ziemlich
deutlich die Gründe, auf ihre Sprödigkeit anspielend. Nun bekam ich
wieder ― ich muss schon sagen kaum auf meine Initiative ein Rendezvous
von ihr ― Sie behauptete, dass sie bereits nahe daran gewesen
wäre, mich zu lieben. Haha, nie so gelacht.―
Heut Nacht Ball bei M.s. Nicht eben großartig. Die Hausfrau und
Max S-g erwähnenswert. Öde Gesellschaft. Um sieben Uhr Morgens
schlief ich schon fest.―