7/4 Freitag Abend. War neulich wieder bei M.s; spielte mit Fännchen
vierhändig, Septuor von Beethoven, einzelnes … und amüsirte mich
plaudernd sehr gut mit beiden Fannys. Die Familie R. traf ich heute
auf dem Ring. Herr R. riesig freundlich mit mir, lädt mich ein, mit
ihnen allen ins Grand Panorama zu kommen, soll mich ihm bei einer
Excursion mit dem Gewerbeverein anschließen; invitirt mich beim
Hausthor, zum souper hinaufzukommen. (Lehnte das letztere natürlich
ab.) Wie gesagt, ungeheuer liebenswürdig … Hm, sollte er am
Ende alle Hoffnung, seine Tochter zur Heirat mit L. zu bewegen,
aufgegeben haben und …? Aber ne, das denn doch nicht!
… Aufrichtig gestanden hab ich jetzt manchmal so’ne Art
Gewissensbisse, dass ich ganz leichtsinnig die eventuelle Heirat
zwischen Fännchen und L. verhindert … obwohl es eigentlich gar
nicht recht meine Schuld war … Aber dieses Mädchen klammert sich
bei jeder Gelegenheit so sehr an jedes meiner Worte, das nach Liebe
leuchtet ― erwidert den leisesten Händedruck mit solchem Feuer ―
daß ich eigentlich … ein ganz andrer hätte sein müssen, als ich
bin, um so recht vorsichtig und gesetzt zu handeln. Ich werde doch
noch immer zu rasch warm. Und eigentlich verliebt bin ich jetzt
nicht in sie … Aber confus bin ich heut im schreiben ― kein
vernünftiger Satz kommt mehr zusammen … Bei Heit’s, wo ich heute
Besuch machte, glaubt man allgemein, ich sei lebhaft verliebt in
Gisela B., und macht unausgesetzt Anspielungen darauf. Dagegen wird
Marie in ihrem letzten Briefe etwas eifersüchtig. Wie sonderbar!
Gestern Abend nachtmahlten Emil Brüll, L. Mandl, A. Petschek
und K. Herzfeld bei mir.― ―
Leide in der letzten Zeit an hypochondrischen Anwandlungen;
hoffe, es ist das eine rein „drittjährige“ Erscheinung. Nach Ostern,
also in drei Tagen vergrabe ich mich in meine Rigorosenbücher. Will
Mitte Juni fertig sein.― Daß mich die weitaus größte Anzahl
meiner unzähligen Bekannten für einen ungeheuer lustigen Menschen
hält ―?!