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Nichtsdestoweniger schwebt mir gerade in der letzten Zeit eine Idee vor, die allerdings von vorneherein als unausführbar angenommen werden muss. Ich denke nämlich: Wie wär, es, wenn man von aller Jugend auf den Menschen richtige Ansichten einpflanzte. Der Satz scheint so natürlich, und doch ist noch wenig daran gedacht worden. Man schickt die Kinder in die Normalschule und bringt ihnen dort unklare, mystische unnaturwissenschaftliche also unnatürliche, ja geistlose Anschauungen bei ― und da im Grund genommen nur wenige Menschen Selbstständigkeit des Denkens und den Willen zum Denken mit auf die Welt bringen, so schleppen die Esel von Generation zu Generation die miserabelsten Irrtümer mit.
Ich werde in der nächsten Zeit eine Religionslehre lesen, die erste, welche die Kinder zur Hand bekommen und werde an der Hand jedes einzelnen Paragraphen nachweisen, „wie die Menschheit von Jugend auf zur Dummheit erzogen wird“.
Aber welchen Kampf mit den Clerikalen und ähnlichem Gesindel
würde das geben, wenn es hieße: Man will die Religion abschaffen.
Wer hat das im Sinn? Aber ist es nicht die Pflicht jedes guten
Menschen und aufrichtigen Denkers, aufzuklären? Rede mir keiner
von Fortschritt, der den alten Schlendrian gutheißt und in
egoistischer Bequemlichkeit sagt: Laßt jedem Menschen seinen Glauben,
wobei noch gewöhnlich citirt wird: Es mag jeder nach seiner Façon
selig werden. Das Gottvertrauen hat viel mehr übles angerichtet als
gutes gethan. Es hat erschlafft, es hat verdummt, es hat
unselbstständig gemacht. Drum sag’ ich: Laßt denen die jetzt leben, und
aufgewachsen sind in lächerlicher Gottseligkeit ihren Gott; aber sagt
denen, die da kommen werden, die Wahrheit ― erzählt ihnen keine
Lügen als Factum, versucht nicht, ihnen Mährchen als Wirklichkeit
darzustellen. Sagt: hier findet ihr ein poetisches Bild, hier eine
Allegorie, hier eine Mythe, aber sagt nicht: Es ist wahr, weil es
unsre Ahnen geglaubt haben. Glaubt um kein Haar mehr als ihr wisst;
denn wenn ihr die Wissenschaft auf dem Glauben aufbaut, so werdet ihr eines
Bis dahin mögen allerdings noch ein paar Jährchen vergehen.
[Abtg.] ― Merkwürdig kommen mir die Dichter vor, die über Mangel an Stoff klagen. Und der quillt einem doch entgegen allüberall ― wie ein weicher Frauenbusen, an dem man ruht…
Juni