14/3 Sonntag Mg., im C. C. (Wo ich lieber bin als zu Hause, weil ich
vollständig ungestört bin.) ― Ich komme eben von Fanny, die auf dem
Ball war.―
Jacques ist mir nicht mehr so sympathisch, wie noch vor wenig Wochen.
Er ist ein ganz lieber und ziemlich gescheidter, aber total unbedeutender
Mensch. Was besonders meine Zuneigung zu ihm in der letzten Zeit geringer
werden liess, ist der Mangel an Feinfühligkeit,
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mit welchem er von meiner Fany spricht.―
Ich habe jetzt die Hackländerschen Namenlosen Geschichten ausgelesen.
Der Inhalt ist eigentlich recht gewöhnlich.― Die Schreibweise ist aber,
wie zumeist bei diesem Autor, eine sehr liebenswürdige, man fühlt sich
in seinen Romanen gleich heimisch; er schildert keine großartigen, aber
sehr angenehme Menschen. Sein Stil hat eine gewisse Milde. Der Dichter
verläugnet den Weltmann nicht, aber wie man gleich anerkennend beifügen
muss ― der Weltmann nie den Dichter. Geistreicher und tiefer als
Hackländer, aber schriftstellerisch nicht so geschickt ist Waldau: Ich
habe „Nach der Natur“ gelesen, fand viele schöne Gedanken, interessante
Charaktere und einen langweiligen Roman.― Unbedeutender als die beiden
vorgenannten Autoren; aber doch eigenartig genug, um stellenweise
interessiren zu können, ist der Novellist Hermann Kurz, den ich aus
seinem Werk: Roller oder Schillers Heimatjahre kennen gelernt habe.